|
Datenbank - Informationsseiten
über Frauen in Technik, Ökologie, Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik und Medizin und deren Geschichte
zurück zur Datenbankübersicht
zurück zur Datenbankübersicht
HYPATlA (370-415 n.Chr.)
|
zurück zur Datenbankübersicht |
HILDEGARD VON BINGEN (1098-1179) Sie entwickelte bereits im 12. Jahrhundert Ansätze eines heliozentrischen Weltbildes. Die Sonne, so war ihre Ansicht, stehe im Zentrum des Firmaments, und sie halte die um sie kreisenden Sterne in derselben Weise fest, wie die Erde die Lebewesen anzieht, die auf ihr leben. Dies ist eine sehr bemerkenswerte Ansicht, denn im 12. Jahrhundert galt allgemein das geozentrische Weltbild, und die universelle Gravitation war noch unbekannt. Hildegard von Bingen verfaßte auf der Grundlage ihres enzyklopädischen Wissens eine ganze Reihe wichtiger medizinischer und naturgeschichtlicher Werke. Aber sie war nicht nur eine prominente Naturforscherin, Ärztin und Philosophin; als Äbtissin des Benediktiner-Konvikts von Bingen am Rhein verfaßte sie drei große theologische Schriften und hatte bedeutenden Einfluß auf die Gelehrten und Politiker ihrer Zeit. Außerdem wurde sie als Dichterin und Musikerin berühmt. (Mozans 1981, S.233-235, Jonas 1979). |
zurück zur Datenbankübersicht |
BARONESSE DE BEAUSOLEIL (17. Jh.) Sie war nicht nur in Chemie, Mineralogie, Geometrie, Mechanik und Hydraulik versiert, sondern verfügte auch über einen großen politischen Weitblick. In ihrer ersten, 1632 erschienenen Schrift bewies sie dem König, wie er durch die Nutzung der reichen Bodenschätze seines Landes sich und Frankreich vom Ausland unabhängig machen könnte. Ihre zweite Schrift mit dem Titel "La Restitution de Pluton", erschien 1640, war an Kardinal Richelieu gerichtet und sollte zeigen, wie der König mittels der Nutzung der Bodenschätze der reichste aller christlichen Fürsten werden und sein Volk glücklich machen könnte. Die Baronesse de Beausoleil behandelt in ihren Schriften die Wissenschaft des Bergbaus, die verschiedenen Arten von Minen, den Metallgehalt von Erzen, die Methoden des Schmelzens sowie die allgemeinen Prinzipien der Metallurgie auf dem damaligen Stand der Wissenschaft. (Mozans 1981, S.238-240). |
zurück zur Datenbankübersicht |
EMILIE-GABRIELLE DE BRETEUIL, Marquise du Châtelet (1706-1749)
|
zurück zur Datenbankübersicht |
LAURA BASSI (1711-1778) Im Alter von 21 Jahren hat Laura Bassi in Bologna vor sieben Professoren und zwei Kardinälen mit größtem Erfolg und im elegantesten Latein ihre philosophische Dissertation verteidigt. Im selben Jahr erhielt sie an der Universität Bologna einen Lehrstuhl für Philosophie. Sie lehrte Algebra, Geometrie und Experimentalphysik und zog außerdem noch zwölf Kinder groß. Durch ihre Vermittlung konnte Voltaire Mitglied der Akademie werden. (Mozans 1981, S.203-212, Lexikon der Frau, S.716) |
zurück zur Datenbankübersicht |
ANNA MORANDI MANZOLINI (1716-1774) Der Inhaberin des Lehrstuhls für Anatomie an der Universität zu Bologna Anna Morandi Manzolini sind eine Reihe wichtiger Entdeckungen dieser damals noch jungen Wissenschaft zu danken. Ihr besonderer Ruhm: Sie entwickelte die anatomischen Wachsmodelle, die den Anfang der heute in jeder Schule und Hochschule gebräuchlichen biologischen und anatomischen Modelle darstellen. Aus ganz Italien erreichten sie Bitten um Exemplare solcher Wachsmodelle, und aus vielen Städten Europas, darunter London und Petersburg, erhielt sie ehrenvolle Einladungen. (Mozans 1981, 5.35, Universitá 1981, 5.35). |
zurück zur Datenbankübersicht |
MARIA GAETANA AGNESI (1718-1799)
|
zurück zur Datenbankübersicht |
Mme. LAVOISIER (18. Jh.) Die Ehefrau des berühmten Chemikers Lavoisier war an der Entstehung seines für die moderne Chemie grundlegenden Werkes "Traité de Chimie" wesentlich beteiligt. Sie machte die erforderlichen Illustrationen, sie arbeitete praktisch im Labor mit, und sie protokollierte die Ergebnisse der Experimente. Sie war es auch, die Englisch und Latein lernte, um die für die gemeinsame Arbeit wichtige fremdsprachige Literatur ins Französische zu übersetzen. Nach dem Tode ihres Mannes publizierte sie die noch von ihm projektierten "Memoirs on Chemistry" und in ihrem Hause trafen sich auch weiterhin die angesehensten Wissenschaftler ihrer Zeit. (Mozans 1913, S.214-216). |
zurück zur Datenbankübersicht |
Eleanor Anne ORMEROD (1828-1901): Insektenforscherin, Begründerin der Agrar-Entomologie in Großbritannien, Dozentin und Briefeschreiberin
|
zurück zur Datenbankübersicht |
Nur knapp 30 Jahre nach dem Tod der Emilie-Gabrielle de Breteuil wurde Sophie Germain (am 1. April 1776) geboren. Ihr Vater Ambroise Francois Germain war ein relativ wohlhabender Seidenkaufmann. Als junges Mädchen verbrachte sie sehr viel Zeit in der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters. Besonders zwei Bücher fanden ihre Aufmerksamkeit: ein Mathematiklehrbuch und »Histoire des MathÈmatiques« von Montucla. In letzterem fand sie die Legende von Archimedes' Tod. Er soll vertieft in ein geometrisches Problem von einem römischen Soldaten erschlagen worden sein. Sie war so beeindruckt davon, daß sie sich unbedingt weiter mit Geometrie beschäftigen wollte. Ihre Familie versuchte, sie davon abzuhalten. So wird erzählt, daß Sophie kein Licht mehr für ihr Schlafzimmer bekam, ihr Schlafzimmer wurde nicht mehr geheizt, ihre Kleidung, wenn sie zu Bett gegangen war, wurde ihr weggenommen. Ihre Eltern wollten sie so zum Schlafen zwingen. Aber Sophie hüllte sich in Decken, benutzte versteckte Kerzen, und so arbeitete sie jede Nacht mit ihren Büchern aus der Bibliothek ihres Vaters. Eines Morgens fanden ihre Eltern sie schlafend, die Tinte war im Tintenfaß gefroren, ihre Schiefertafel war voller Berechnungen. Danach gaben ihre Eltern den Widerstand auf. 1795 nahm die ?cole Polytechnique in Paris ihre Arbeit auf. Allerdings waren Frauen dort nicht zugelassen. Sophie hatte aber die Möglichkeit, die Vorlesungsnotizen von verschiedenen Professoren zu sammeln. Sie interessierte sich vor allem für die Chemie- und die Analysisvorlesungen, die von J.L. Lagrange gehalten wurden. Infolge der durch die Französische Revolution hervorgerufenen gesellschaftlichen Veränderungen wurde an der Schule eine Neuerung eingeführt: Die Studenten konnten ihre eigenen Beobachtungen und Gedanken dem Professor am Ende eines Kurses schriftlich darlegen. Unter dem Pseudonym Auguste Antoine Le Blanc (es war der Name eines tatsächlich an der Schule studierenden Studenten) teilte Sophie Lagrange ihre eigenen Ideen zu seinen Vorlesungen mit. Lagrange war von ihrer Arbeit sehr beeindruckt. Nachdem er ihre wahre Identität erfahren hatte, suchte er sie auf und pries sie als großes Talent. Dadurch bekam sie endlich die moralische Unterstützung, die ihre von der Familie versagt worden war. 1804 schrieb Sophie, wiederum unter dem Pseudonym Le Blanc, an Gauß, den bedeutendsten Mathematiker ihrer Zeit. Sie teilte ihm ihre Überlegungen zu seinem Werk »Disquisitiones arithmeticae« (Arithmetische Abhandlungen) mit. Diese Werk von Gauß stellte die erste zusammenfassende Abhandlung über Zahlentheorie dar, es war aber für seine Zeitgenossen nur schwer verständlich. Gauß war beeindruckt von Sophies Überlegungen. Beide begannen eine ausgedehnte Korrespondenz. Ihre wahre Identität entdeckte Gauß aber erst 1807. Als Napoleons Armeen Preußen besetzten, machte Sophie sich Sorgen um des Schicksal von Gauß. So erkundigte sich ein französischer General in ihrem Namen nach seinem Befinden. Gauß konnte natürlich nichts mit ihrem Namen anfangen. Erst durch einen Briefwechsel wurde alles aufgeklärt. Gauß setzte den für sie sehr wichtigen Briefwechsel fort. Trotz ihrer umfangreichen Korrespondenz trafen sich die beiden nie. Die Französische Akademie der Wissenschaften schrieb einen Preis für das beste Essay über die mathematischen Gesetzmäßigkeiten von Vibrationen elastischer Oberflächen aus. Der Physiker Chladni bestreute elastische Platten mit feinem Pulver, brachte sie zum Schwingen und notierte die dabei entstandenen Figuren. Diese Experimente waren Ausgangspunkt für den Wettbewerb. 1811 reichte Sophie der Akademie dann eine anonyme Abhandlung ein. Ihr Herangehen wies relativ viele Mängel auf, so daß die Arbeit nicht ausgezeichnet wurde. 1813 erhielt eine weitere Arbeit Sophies zu diesem Thema eine lobende Erwähnung der Jury. Anläßlich einer erneuten Ausschreibung des Wettbewerbes bekam ihre »Denkschrift über die Vibration elastischer Flächen« 1816 den Preis, obwohl ihre Arbeit immer noch eine Reihe von Schwäche aufwies. Durch den Gewinn des Preises gelangte Sophie in die Kreise der berühmtesten Mathematiker ihres Landes. Sie wurde in einer öffentlichen Versammlung des »Institut de France« gefeiert. Gleichzeitig wurde ihre erlaubt, an den Sitzungen des Instituts teilzunehmen. Das war die höchste Ehrung, die dieses Institut jemals einer Frau zuteil werden ließ. Neben dieser Arbeit hat Sophie noch weitere zur Theorie der Elastizität veröffentlicht. Am bekanntesten sind allerdings Sophies zahlentheoretische Arbeiten. Daneben beschäftigte sie sich noch mit Philosophie, Chemie, Physik, Geographie und Geschichte. Gauß veranlaßte die Universität Göttingen, Sophie die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Sie starb allerdings (am 26. Juni 1831), bevor sie diese Würde entgegennehmen konnte. |
zurück zur Datenbankübersicht |
Zu fast derselben Zeit wie Sophie Germain in Frankreich lebte in Großbritannien Mary Fairfax Somerville, die 1780 in Schottland geboren wurde. Ihr Vater, Sir William Fairfax, war Vizeadmiral der britischen Marine. Erziehung war sehr unvollkommen und unsystematisch. In ihrer Kindheit lernte sie zwar die Bibel lesen, ansonsten hatte sie aber sehr viel Freiheit. Das führte dazu, daß sie mit zehn Jahren kaum lesen konnte. Ihr Vater, der immer längere Zeit unterwegs war, schickte sie auf eine Mädchenschule. Mary war dort sehr unglücklich, weil strenge Disziplin und viel Härte herrschten, dafür aber nur wenig vermittelt wurde. Nach einem Jahr kehrte sie nach Hause zurück, ohne viel gelernt zu haben. Daraufhin wurde sie auf eine Schule geschickt, wo sie nähen und sticken lernen sollte. Da sie sich langweilte, begann sie, sich selbst Latein beizubringen. Mit dreizehn Jahren begegnete ihr ein Onkel, Dr. Somerville, der ihr half, Vergil zu lesen. Er war zwar ein guter Lehrer, aber es gab zwischen ihnen immer wieder Auseinandersetzungen über politische und soziale Fragen. Ihr Onkel war sehr konservativ, während Mary wesentlich liberalere Ansichten hatte. Ein Umzug der Familie nach London ermöglichte es Mary, ihre Bildung zu vervollkommnen. Sie beschäftigte sich mit Arithmetik, schrieb, spielte Klavier und vervollständigte ihre Lateinkenntnisse. Durch die Rückkehr der Familie aufs Land wurde diese Entwicklung wieder unterbrochen. Ihre Familie ging auch nicht auf ihre Forderung nach einer ihren Neigungen entsprechenden Ausbildung ein. Zufällig stieß Mary beim Blättern in einem Modejournal auf algebraische Zeichen, die sie faszinierten, mit denen sie aber nichts anfangen konnte. In der Bibliothek ihrer Eltern fand sich kein Buch, das ihre Fragen zur Algebra beantworten konnte. Inzwischen war sie auf eine Akademie geschickt worden, um zeichnen zu lernen. Dort hörte sie zufällig, wie der Rektor einem Schüler riet, die »Elemente der Geometrie« von Euklid zu studieren, um besser die Grundlagen des perspektivischen Zeichnens zu verstehen. Mary hatte nun das Problem, zwar ein Buch zu wissen, das ihr Einblick in grundlegende Fragen der Mathematik hätte vermitteln können, aber sie stand vor der Schwierigkeit, sich das Buch zu besorgen. Damals war es völlig undenkbar, daß eine junge Frau in einen Buchladen ging, um ein mathematisches Buch zu erstehen. Wahrscheinlich bekam sie das Buch von dem Lehrer ihres Bruders, der eines Tages zufällig ihr mathematisches Interesse und ihre Fähigkeiten entdeckte. Dieser Lehrer besaß zwar auch nur unvollkommene Mathematikkenntnisse, aber mit seiner Unterstützung konnte sie sich selbst weiter mit mathematischen Problemen beschäftigen. Um diese Studien einzuschränken, wies ihre Mutter die Diener an, ihr die Kerzen wegzunehmen, damit sie nachts nicht weiter arbeiten konnte. Erst durch die Heirat mit ihrem Cousin Samuel Greig 1804 bekam sie etwas mehr Freiheit für ihre Studien, obwohl ihr Mann dafür auch kein Verständnis aufbrachte. Nach dem Tode ihres Mannes 1807 war sie zum ersten Mal finanziell unabhängig und begann nun mit ernsthaften mathematischen und astronomischen Studien, vor allem ging es ihr darum, grundlegende mathematische Kenntnisse zu erwerben. 1812 heiratete sie einen anderen Cousin, William Somerville, der ihre Arbeit unterstützte. In den ersten Jahren ihrer Ehe wohnten sie in London und Schottland. Der Aufenthalt in London ermöglichte Mary ein erheblich besseres Fortkommen in ihren Studien, zumal sie durch ihren Mann in einen Kreis führender Intellektueller eingeführt worden war. 1826 legte Mary der Royal Society eine Arbeit mit dem Titel »Die magnetischen Eigenschaften der violetten Strahlen des Sonnenspektrums« vor. Bei dieser Arbeit machte sich noch die mangelhafte Ausbildung bemerkbar. Trotz ihrer Mängel erregte die Arbeit aber Aufmerksamkeit und wurde gelobt. Wegen einer Krankheit ihres Mannes gingen sie 1844 nach Paris und verbrachten die meiste Zeit bis zu einem Tod auf dem Kontinent. Seit den Arbeiten Newtons hatte sich England der Entwicklung der Mathematik auf dem Kontinent verschlossen. Es gab nun Leute, die diese Isolierung durchbrechen wollten. Deshalb wurde Mary überredet, populäre Ausgaben von Laplaces »MÈcanique celeste« und Newtons »Principia« vorzubereiten. Sie akzeptierte diesen Vorschlag unter der Bedingung: Falls sie es nicht zufriedenstellend schaffte, sollte das Manuskript vernichtet werden. Außerdem sollte ihr Vorhaben erst geheim bleiben. Zu dieser Zeit war sie fast 50 Jahre alt und Mutter von drei Töchtern. Das fertige Buch enthielt neben Erläuterungen von Laplaces Arbeiten auch eigene Ausführungen und Gedanken. Mary nannte das Buch »Die Mechanismen des Himmels«. Es war eine generelle Darstellung der mechanischen Prinzipien des Universums, der Theorien der Planeten und Monde und anderer damit in Beziehung stehender Probleme. Es war so geschrieben, daß es auch Menschen mit geringen Vorkenntnissen verstehen konnten. Nach dieser Veröffentlichung erreichte sie eine Fülle von Ehrungen und Anerkennungen. 1834 veröffentlichte sie als nächstes »The Connections of the Physical Sciences«. Diese Arbeit stellt eine Zusammenfassung des damaligen Standes der physikalischen Forschung dar. Weiterhin schreibe sie »Physical Geography« und eine Anzahl von Monographien über mathematische Probleme. In erster Linie war sie Mathematikerin, beschäftigte sich aber auch intensiv mit den Anwendungsmöglichkeiten der Mathematik. 1869, mit 89 Jahren, veröffentlichte Mary Somerville eine Zusammenfassung der neuesten Entdeckungen in Chemie und Physik: »On Molecular and Microscopic Science«. Sie schrieb noch weitere Abhandlungen, die z.T. jedoch nicht veröffentlicht wurden. Ihr Buch »Physical Geography« war das erste englischsprachige Werk auf diesem Gebiet. Einige ihrer Bücher erreichten eine große Popularität. Mary Somerville wurde vielfach geehrt. 1812 bekam sie eine Silbermedaille für die Lösung eines Problems aus der Diophanthschen Algebra. 1869 wurde ihr die Victoria-Goldmedaille der Königlichen Geographischen Gesellschaft verliehen. Eine ähnliche Auszeichnung bekam sie von der Italienischen Geographischen Gesellschaft. Eines der Frauencolleges in Oxford ist nach Mary Somerville benannt. Es war ihr ausgesprochener Wunsch, daß Frauen mehr Bildungsmöglichkeiten eröffnet werden sollten. Im Vorwort zu »The Connections of the Pysical Sciences« schrieb sie deshalb, daß es das Ziel ihrer Arbeit sei, dem Frauen ihre Landes die Gesetze, die in der materiellen Welt gelten, näherzubringen. 1872 starb Mary Fairfax Somerville. |
zurück zur Datenbankübersicht |
Karoline Herschel wurde 1750 in Hannover geboren. Ihr Vater, Isaak Herschel, war Musiker in der Hannoverschen Garde. Er förderte die Entwicklung der musikalischen Talente Karolines. Eine umfassende Ausbildung erhielt Karoline aber nicht. Neben dem Violinenspiel lernte sie zwar lesen und schreiben, aber nur wenig rechnen. Nach dem Tode ihres Vaters 1767 versuchte Karoline, sich auf eigene Füße zu stellen. Ihr Wunsch war es, Erzieherin zu werden, was aber von ihrer Mutter verhindert wurde. Ihr elf Jahre älterer Bruder Wilhelm, der inzwischen nach England gegangen war und dort seine musikalische Ausbildung vervollkommnete und sich gleichzeitig mit Astronomie beschäftigte, brauchte jemanden, der ihm den Haushalt führte. Daher fragte er Karoline, ob sie nicht zu ihm kommen wollte. Ihre Mutter ließ sie aber erst gehen, nachdem er versprochen hatte, regelmäßig Geld zu schicken, damit sie eine bezahlte Haushaltshilfe einstellen konnte. 1772 ging Karoline nach England zu ihrem Bruder. In den nächsten Jahren lernte sie Englisch, beschäftigte sich mit Rechnungswesen und arbeitete weiter an ihrer musikalischen Ausbildung. In kleinerem Kreis gab sich auch Konzerte. In der knappen Freizeit diskutierte sie mit ihrem Bruder astronomische Probleme. Obwohl Karoline in der Gesellschaft immer mehr Erfolg mit ihren musikalischen Darbietungen hatte, wurde ihre Karriere zugunsten der astronomischen Studien Wilhelms zurückgestellt. Karoline und ihr Bruder Alexander kopierten Kataloge, Tafeln und Papiere, die für Wilhelms Studien notwendig waren. Außerdem schliffen und polierten die beiden Spiegel für Wilhelms selbstgebaute Instrumente. 1781 entdeckte Wilhelm den Uranus. Da Wilhelm in Wissenschaftlerkreisen immer bekannter wurde, konnten die Geschwister Herschel allmählich ihre musikalischen Aufführungen, mit denen sie einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestritten hatten, aufgeben. Wilhelm wurde in die Royal Society und bei Hofe eingeführt. König George III. wurde sein Gönner und ernannte ihn zum Hofastronomen. Fünf Jahre später wurde Karoline zu Wilhelms Assistentin ernannt und bekam dafür 50 Pfund jährlich. Sie war damit die erste Frau, die eine entsprechende Stelle erhalten hatte. Allerdings bekam sonst kein Angestellter in einer vergleichbaren Position so wenig Geld (das Gehalt ihres Bruders betrug 200 Pfund). Karolines Bestreben war, ihren Bruder so gut wie möglich zu unterstützen. So sammelte sie systematisch alle zugänglichen Informationen und bildete sich ständig weiter. Sie führte mühsame Berechnungen aus, schrieb Protokolle und nahm ihrem Bruder alle sonstigen langweiligen und zeitraubenden Beschäftigungen ab, die seine kostbare Zeit in Anspruch nahmen. Um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen, suchte Karoline nächtelang den Himmel systematisch ab. Sie entdeckte allein im Jahr 1783 vierzehn Nebel und zwischen 1789 und 1797 acht Kometen. Darüber hinaus erstellte sie Kataloge und Berechnungen über 2500 Nebel, die auf früheren Beobachtungen basierten. Flamsteeds »British Catalogue« (in dem ca. 3000 Sterne aufgelistet waren) teilte sie so ein, daß ein systematisches Absuchen des Himmels möglich wurde. Nach Wilhelms Tod (1822) verließ Karoline England und ging wieder nach Hannover zurück. Sie war nun finanziell unabhängig, da sie eine kleine Pension und ein Legat von Wilhelm für Verfügung hatte. 1825 stellte sie der Königlichen Akademie in Göttingen die Arbeiten von Flamsteed vor. Zu seinem Katalog fügte sie eigene Anmerkungen hinzu. Sie brachte außerdem einige Bücher ihres Bruders heraus. 1828 vervollständigte sie die Katalogisierung der 1500 Nebel und der vielen Sternhaufen, die von den Herschels entdeckt worden waren. Dafür bekam sie die Goldmedaille der Royal Astronomical Society. Im Alter von 85 Jahren wurde sie zum Ehrenmitglied der Royal Astronomical Society gewählt. Eine ähnliche Ehrung wurde ihr auch von der Royal Irish Academie zuteil. Zu ihrem 90. Geburtstag verlieh ihr der König von Preußen die goldene Medaille für Wissenschaften. Karoline Herschel starb 1848. |
zurück zur Datenbankübersicht |
Sonja Kowalewska wurde 1850 in Moskau geboren. Ihr Vater war General in der russischen Armee. Sie wuchs in einer autoritären und patriarchalischen Umgebung auf. Als Sonja ungefähr sechs Jahre alt war, ging ihr Vater in Pension, und die Familie ließ sich auf ihrem Landsitz in einem entlegenen Teil Rußlands nahe der litauischen Grenze nieder. Sonja zeichnete sich bereits in ihrer Kindheit durch einen starken Willen aus. In ihrer Familie gab es eine mathematische Tradition: Ihr Großvater war ein sehr guter Mathematiker und Leiter des Topographischen Corps der Infanterie der russischen Armee. Sein Vater war ebenfalls ein bekannter Mathematiker und Astronom. Sonjas Onkel Pjotr interessierte sich auch für Mathematik, aber es war mehr ein Hobby für ihn. Er förderte Sonjas Interesse für Mathematik. Erst Begegnungen mit der Mathematik hatte Sonja bereits in ihrer Kindheit, weil die Wände eines Zimmers in ihrem Haus mit den Seiten es Buches mit Vorlesungen eines russischen Mathematikers über Differentiale und Integrale beklebt waren. Diese Seiten dienten als Makulatur. Die Tapeten, die darauf geklebt werden sollten, konnten nicht so schnell aus Moskau beschafft werden. Sonja war von diesen mit Symbolen vollgeschriebenen Seiten sehr fasziniert. Als sie später anfing, sich systematisch mit Mathematik zu beschäftigen, war ihr Lehrer erstaunt, wie selbstverständlich sie mit diesen mathematischen Symbolen umging. Sonja besaß nicht nur ein mathematisches, sondern auch ein literarisches Talent. Während eines Winterurlaubes in St. Petersburg durfte sie zwar am mathematischen Unterricht teilnehmen, aber eine umfassende Ausbildung oder gar ein Studium erlaubte ihr der Vater nicht. Darüber hinaus waren russische Universitäten für Frauen verschlossen. Es kam aber sowieso nur ein Studium im Ausland in Frage. Aber es galt als unschicklich für Frauen, alleine ins Ausland zu reisen und im Ausland alleine zu leben. So schlossen viele junge russische Frauen Scheinehen, die es ihnen möglich machten, im Ausland zu studieren. Trotz des massiven Widerstandes der Eltern ging Sonja 1868 solch eine Scheinehe mit Wladimir Kowalewksy, einem Studenten der Geologie, ein. Ein halbes Jahr nach der Hochzeit siedelte das Paar nach Heidelberg über, wo Sonja vor allem Mathematik und Physik hörte. Sie fiel dort bald durch ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten auf. Nach zwei Jahren ging sie nach Berlin, mit der Absicht, bei Karl Weierstraß, der sich mit Untersuchungen von Differentialgleichungen einen Namen gemacht hatte, weiter zu studieren. Ihr Mann setzte seine Studien in Jena und München fort. Diese Trennung war nicht zuletzt auf Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden zurückzuführen. Nach ihrer Übersiedelung nach Berlin mußte Sonja feststellen, daß an der Berliner Universität Frauen nicht studieren durften. Deshalb wandte sie sich direkt an Weierstraß. Er überzeugte sich von ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten und gab ihr, obwohl er ein überzeugter Gegner des Frauenstudiums war, Privatstunden. Dazu machte er ihr seine Vorlesungsaufzeichnungen zugänglich. Sonja spezialisierte sich allmählich auf die Verfahren und Probleme, die Weierstraß bearbeitete. Bald trat sie mit eigenen Arbeiten an die Öffentlichkeit. 1874 promovierte sie in Göttingen mit einer Arbeit über partielle Differentialgleichungen. Von der mündlichen Prüfung wurde sie auf Grund eines Antrages befreit. Ihren Antrag begründete sie damit, daß die Situation, ihr unbekannten Männern Rede und Antwort stehen zu müssen, auf sie peinlich und verwirrend wirken würde. Darüber hinaus wies sie darauf hin, daß sie sich in der deutschen Sprache mündlich nur unvollkommen ausdrücken könne. Nach der Promotion kehrte Sonja nach Rußland zurück. Weierstraß hatte sich zwar bemüht, ihr eine Stellung zu besorgen, war aber an den konservativen Vorstellungen der akademischen Kreise gescheitert. Sonjas Mann war inzwischen Professor in Moskau geworden. Sonja betätigte sich nun vor allem literarisch. 1878 wurde ihre Tochter geboren. Ihr Mann hatte sich in Spekulationen und dunkle Geschäfte verstrickt, was zu einem weiteren Auseinanderleben der beiden führte. Um sich und ihre Tochter unterhalten zu können, sah Sonja sich nach einer Anstellung um. Die relativ lange Abstinenz von der Mathematik hatte ihre Folgen hinterlassen. Sonja war nicht sicher, inwieweit sie sich wieder einarbeiten würde. Sie ging deshalb wieder nach Berlin. Dort begann sie mit Arbeiten über die Brechung von Licht in kristallinen Medien. Allerdings war sie zu längeren Pausen genötigt, die durch den Selbstmord ihres Mannes und durch Krankheit ausgelöst wurden. Erst eine Dozentur, die sie 1883 durch die Bemühungen eines ehemaligen Schülers von Weierstraß, Gösta Mittag-Leffler, erhalten hatte, brachte wieder neuen Aufschwung. Mittag-Leffler versuchte für Sonja in Schweden eine offizielle Anstellung zu erreichen, aber scheiterte, trotz der für die damalige Zeit sehr liberalen Einstellung in Stockholm, an den konservativen Kräften in der Universität. 1888 beteiligte sich Sonja an dem Prix Bordin der Französischen Akademie der Wissenschaften mit der Arbeit »Über die Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt«. Sie gewann diesen Preis. 1889 erhielt sie in Stockholm dann endlich eine Professur. Die Stockholmer Akademie ehrte Sonja mit einem Preis von 1500 Kronen für zwei weitere Arbeiten über das Problem der Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt. 1890 wurde sie als erste Frau zum korrespondierenden Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit betätigte sie sich auch weiterhin literarisch. 1891 starb Sonja Kowalewska an den Folgen einer Erkältung, die sie sich auf einer Reise zugezogen hatte. |
zurück zur Datenbankübersicht |
Die letzte Mathematikerin, mit der wir uns in dieser kurzen Darstellung beschäftigen wollen, ist Emmy Noether. Sie wurde 1882 in Erlangen geboren. Ihr Vater war Professor für Mathematik in Erlangen. Emmy durchlief die in dieser Zeit typische Ausbildung für Mädchen. Sie absolvierte die städtische Höhere Töchterschule, die fast ausschließlich sprachlich und hauswirtschaftlich ausgerichtet war. 1900 legte sie dann die Staatsprüfung für eine Lehrerin in Französisch und Englisch ab. Offensichtlich wirkte sich aber die Atmosphäre ihres Elternhauses prägend auf Emmy aus. Sie entschloß sich zu einem Universitätsstudium. Dazu mußte sie aber erst einmal 1903 das Abitur ablegen. Anschließend studierte sie in Erlangen Mathematik (sie war die einzige Studentin der Naturwissenschaften in Erlangen). Emmy promovierte bei Paul Gordon über Invariantentheorie. Nach ihrer Promotion beschäftigte sie sich stärker mit dem Herausarbeiten abstrakter algebraischer Strukturen. 1915 siedelte sie nach Göttingen über, einem der Zentren der mathematischen Forschung der damaligen Zeit. Obwohl Emmy eine Reihe hervorragender Arbeiten herausgebracht hatte, wurde ihr die Habilitation auf Grund der Habilitationsordnung verweigert, die ausdrücklich nur Männer zuließ. David Hilbert, bei dem Emmy arbeitete, soll Gegnern der Habilitation »mmys gesagt haben, daß er nicht verstünde, warum Frauen die Lehrbefugnis verweigert werden sollte. Schließlich befänden sie sich ja an einer Universität und nicht in einer Badeanstalt. Emmy hielt zwar trotzdem Vorlesungen und Seminare ab, sie wurden aber unter Hilberts Namen angekündigt. Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1919 konnte Emmy sich habilitieren. 1922 wurde Emmy zur nichtbeamteten außerordentlichen Professorin ernannt, jedoch ausdrücklich ohne Besoldung und ohne Änderung ihre rechtlichen Status. 1923 bekam sie dann zwar einen Lehrauftrag für Algebra (mit einer geringen Bezahlung), aber ein Ruf auf eine ordentliche Professur wurde ihr in Deutschland verweigert. In Göttingen veröffentlichte Emmy eine Reihe von Arbeiten, die die Algebra völlig neu gestalteten. Sie hatte auch eine Reihe von Schülern aus aller Welt. Trotz zunehmender Bekanntheit (insgesamt erschienen 37 Publikationen von ihr) konnte sie ihre berufliche Stellung in Göttingen nicht verbessern. Sie erhielt aber zwei Gastprofessuren; 1928/29 in Moskau und 1930 in Frankfurt/Main. Auf Grund ihres politischen Engagements (sie war zeitweise Mitglied der SPD und eine engagierte Pazifistin) und ihrer jüdischen Herkunft entzogen ihr die Faschisten die Lehrbefugnis. 1933 übernahm sie eine Gastprofessur an einer Frauenhochschule in den USA, dem Bryn-Mawr-College. Sie hielt außerdem Vorlesungen an dem nahegelegenen Institute for Advanced Studies in Princeton. Dort bekam sie endlich die Anerkennung, die ihr in Deutschland versagt blieb. Am 14. April 1935 verstarb Emmy völlig überraschend an den Folgen einer Operation. |
zurück zur Datenbankübersicht |