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Arbeitsbereich Technik, Naturwissenschaften, Ökologie


Datenbank - Informationsseiten

über Frauen in Technik, Ökologie, Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik und Medizin und deren Geschichte

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TAPPUTI-BELATEKALLIN, THEOSEBEIA, PAPHNUTIA, KLEOPATRA: Anfänge der Chemie

Der Name von Tapputi-Belatekallin, der Parfümherstellerin, findet sich auf einer Keilschrifttafel des alten Mesopotamien, die sich auf die Zelt zwischen 1256 und 1209 vor unserer Zeitrechnung datieren läßt. Sie wurde zusammen mit sechs anderen Tafeln gefunden, die allesamt die technologischen Aspekte der Parfümherstellung behandeln. Aus dem zweiten Teil ihres Namens geht hervor, daß Tapputi, die Parfümherstellerin, der Vorstand eines Haushalts war, eine Hausfrau also. Offensichtlich unterstand die Herstellung von Parfümprodukten Hausfrauen, die für die einzelnen Produktionsschritte ihre eigenen Methoden entwickelt hatten. Dabei müssen sie durchweg empirisch vorgegangen sein, und zwar so, daß sie von der Kombination normaler Küchenoperationen über die weitere Entwicklung von Haushaltsgeräten zu immer spezialisierteren Verfahren der Destillation, Extraktion und Sublimation fortschritten. Für die Extraktion beispielsweise schreiben sie vor, den Vorgang je nach Fall 20 bls 40 Mal zu wiederholen - ein Gedanke, der sich durch die gesamte Geschichte der späteren Alchimie hindurchzieht. Zur Destillation und Sublimation wurde von den Babylonierinnen ein sogenannter "Diquaru"Topf benutzt. Das ist ein Topf aus Metall, der mit einem Deckel versehen ist und über lange Zeit erhitzt werden kann. Er stellt als Fortentwicklung eines normalen Küchentopfes die Urform der Destillationsgeräte dar, wie sie später von den Ägyptern, den Alchimisten der ersten nachchristlichen Jahrhunderte und von den islamischen ChemikerInnen des 8. bis 11. Jahrhunderts benutzt worden sind. Die frühe Geschichte der abendländischen Chemie ist also babylonischen Hausfrauen zu danken, die vor über 3000 Jahren in Mesopotamien Parfüm herstellten. (Levey 1956, 1961).

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MARIA DIE JÜDIN (1. Jh.n.Chr.)

Arbeiten der babylonischen Parfümherstellerinnen wurden in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten von bedeutenden Alchimistinnen weitergeführt, unter ihnen Theosebeia, die Schwester des Zosimos, Paphnutia die Jungfrau und Kleopatra die Alchimistin. Eine unter ihnen ragte besonders heraus: Maria die Jüdin. Maria war eine reiche Frau und von Priestern, die ihre Begabung erkannt hatten, in die geheime Kunst der Alchimie eingeweiht worden. Sie wird in der späteren alchimistischen Literatur sehr häufig zitiert. Ihr wird die Entwicklung zahlreicher technischer Apparate zugeschrieben, ohne die auch die heutige Chemie nicht auskommt; so die Entwicklung verschiedener Öfen und von Koch- und Destilliergefäßen aus Metall, Ton und Glas. Als Verbindungsmittel benutzte Maria einen sogenannten "Tonerdekitt der Philosophen". Einige ihrer Erfindungen tragen ihren Namen und sind in der Alchimie vielfach zitiert. Sie ist Erfinderin des Wasser-, des Sand- und des Ölbades, also von Techniken, die heute feste Bestandteile des Chemiestudiums sind. (Wininger o.J., Alic 1981).

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HYPATlA (370-415 n.Chr.)

  • von Margarete Maurer, nach Mozans 1981 und Alic 1981:
    Sie war die berühmteste Gelehrte der Antike, ein Universalgenie von großem Wissen, und lehrte im 4./5. Jahrhundert in Alexandria Philosophie, Algebra, Geometrie, Mechanik und Astronomie. Sie verfaßte mehrere mathematische Schriften und einen Kommentar zum "astronomischen Kanon" des Ptolemäus, der Tafeln über die Bewegung der Himmelskörper enthielt. Außerdem entwickelte sie zwei wichtige astronomische Instrumente sowie ein Areometer. Wie Plotin berichtet, galt Hypatia bald als die fähigste und klügste Repräsentantin der platonischen und aristotelischen Philosophie ihrer Zeit, so daß aus allen Gegenden der hellenistischen Welt Schüler zu ihren Vorlesungen strömten. Als Platonikerin wurde sie 415 von fanatischen christlichen Mönchen auf bestialische Weise ermordet. (Mozans 1981, Alic 1981).


  • nach Cornelia Teller:
    Etwas mehr ist von Hypatia bekannt, die von ca. 370-415 u. Z. in Alexandria gelebt hat. Sie war die Tochter von Theon von Alexandria. Theon war Lehrer für Mathematik an der Schule von Alexandria, später wurde er dann auch Leiter dieser Schule. Er sorgte dafür, daß sie eine umfassende Ausbildung erhielt. Sie verbrachte längere Zeit zu Studienzwecken im Ausland. Auch war sie als Studentin an der von Plutarch dem Jüngeren und seiner Tochter Asclepigenia geleiteten Schule in Athen. Dort machte sie sich bereits einen Namen als Mathematikerin. Nach ihrer Rückkehr wurde sie Lehrerin für Mathematik und Philosophie an der Schule von Alexandria. Sie wurde in Alexandria sehr bekannt. Ihre Werke stellen im wesentlichen Kommentare und Auslegungen antiker Mathematiker dar. Zusammen mit ihrem Vater schreibe sie eine überarbeitete und verbesserte Version von Euklids »Elemente«. Sie setzte sich mit Arbeiten von Diophanthos, Apollonius und dem »Almagest« von Ptolemäus in weiteren Werken auseinander. Die meisten ihrer Veröffentlichungen waren als Lehrbücher für ihre Schüler vorgesehen. Es werden ihr außerdem eine Reihe von Erfindungen zugeschrieben. Darüber hinaus machte sie sich einen Namen als Philosophin. Um 400 u. Z. wurde sie Leiterin der neoplatonischen Schule in Alexandria. Die Christen empfanden die philosophischen und wissenschaftlichen Einrichtungen als Gefahr, deshalb begann der Patriarch von Alexandria, Cyril, eine systematische Kampagne gegen diese Einrichtungen. Er hetzte Teile der Bevölkerung gegen die »Heiden« auf. Ein Höhepunkt wurde erreicht, als Hypatia 415 u.Z. von Fanatiker umgebracht wurde. Hypatia steht im Mittelpunkt von romantischen Geschichten und Legenden, so schrieb Charles Kingsley 1853 einen Roman über sie.

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HILDEGARD VON BINGEN (1098-1179)

Sie entwickelte bereits im 12. Jahrhundert Ansätze eines heliozentrischen Weltbildes. Die Sonne, so war ihre Ansicht, stehe im Zentrum des Firmaments, und sie halte die um sie kreisenden Sterne in derselben Weise fest, wie die Erde die Lebewesen anzieht, die auf ihr leben. Dies ist eine sehr bemerkenswerte Ansicht, denn im 12. Jahrhundert galt allgemein das geozentrische Weltbild, und die universelle Gravitation war noch unbekannt. Hildegard von Bingen verfaßte auf der Grundlage ihres enzyklopädischen Wissens eine ganze Reihe wichtiger medizinischer und naturgeschichtlicher Werke. Aber sie war nicht nur eine prominente Naturforscherin, Ärztin und Philosophin; als Äbtissin des Benediktiner-Konvikts von Bingen am Rhein verfaßte sie drei große theologische Schriften und hatte bedeutenden Einfluß auf die Gelehrten und Politiker ihrer Zeit. Außerdem wurde sie als Dichterin und Musikerin berühmt. (Mozans 1981, S.233-235, Jonas 1979).

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BARONESSE DE BEAUSOLEIL (17. Jh.)

Sie war nicht nur in Chemie, Mineralogie, Geometrie, Mechanik und Hydraulik versiert, sondern verfügte auch über einen großen politischen Weitblick. In ihrer ersten, 1632 erschienenen Schrift bewies sie dem König, wie er durch die Nutzung der reichen Bodenschätze seines Landes sich und Frankreich vom Ausland unabhängig machen könnte. Ihre zweite Schrift mit dem Titel "La Restitution de Pluton", erschien 1640, war an Kardinal Richelieu gerichtet und sollte zeigen, wie der König mittels der Nutzung der Bodenschätze der reichste aller christlichen Fürsten werden und sein Volk glücklich machen könnte. Die Baronesse de Beausoleil behandelt in ihren Schriften die Wissenschaft des Bergbaus, die verschiedenen Arten von Minen, den Metallgehalt von Erzen, die Methoden des Schmelzens sowie die allgemeinen Prinzipien der Metallurgie auf dem damaligen Stand der Wissenschaft. (Mozans 1981, S.238-240).

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EMILIE-GABRIELLE DE BRETEUIL, Marquise du Châtelet (1706-1749)

  • von Margarete Maurer, nach Mozans 1981:
    Sie übersetzte Newtons Hauptwerk "Philosophiae naturalis principia mathematica" ins Französische und versah diese noch heute einzige französische Übersetzung mit einem zusätzlichen Kommentar. In ihrem Schloß in Cirey hatte sie sich ein eigenes physikalisches Labor eingerichtet. Ihre erste naturwissenschaftliche Arbeit, eine Abhandlung über die Natur der Wärme, wurde von ihr als Lösung einer Preisaufgabe der französischen Akademie der Wissenschaften eingereicht. Emilie de Breteuil gewann zwar nicht den ausgeschriebenen Preis, doch wurde ihre Arbeit sehr gelobt und von der Akademie veröffentlicht. Für ihren Sohn verfaßte sie ein Lehrbuch der Physik mit dem Titel "Institution de Physique", dem sie Leibniz' Theorie der lebendigen Kräfte zugrunde legte. Über dieses Buch sagte Voltaire, daß darin "eine Methode und eine Klarheit" entwickelt sei, "die Leibniz selbst nie besaß und deren seine Gedanken bedürfen, sei es, daß man sie verstehen will, sei es, daß man sie widerlegen will". In diesem Lehrbuch hat Emilie de Breteuil offenbar einige spätere Schlußfolgerungen über die Natur der Energie vorweggenommen. (Mozans 1981, 5.151-153).


  • nach Cornelia Teller:
    Es gab in Frankreich zu dieser Zeit nur sehr wenige Frauen, die wissenschaftlich tätig waren. Eine von ihnen war Emilie de Breuteuil, Marquise du Châtelet. Sie wurde 1706 in Paris geboren. Ihr Vater, Baron de Breuteuil, war Protokollchef am Hof. Emilie erhielt eine für die damaligen Verhältnisse gute Ausbildung, da ihr Vater überzeugt war, daß sie außergewöhnliche Fähigkeiten besaß. Sie war sehr sprachbegabt. So lernte sie schnell Latein, Italienisch und Englisch. Verschiedene Autoren las sie im Original, einige Werke übersetzte sie ins Französische. Ihr besonderes Interesse galt aber der Mathematik. Bei ihren mathematischen Studien wurde sie von einem Freund der Familie unterstützt.
    Mit neunzehn Jahren heiratete sie den vierunddreißigjährigen Marquis du Châtelet, der Oberst eines Regimentes war. Emilie war durchaus dem gesellschaftlichen Leben zugetan. Sie war für ihre Liebesaffären bekannt, von denen ihre Liaison mit Voltaire am berühmtesten wurde.
    1738 schrieb die Französische Akademie der Wissenschaften einen Wettbewerb für die beste Abhandlung über die Natur des Feuers aus. Emilie entschloß sich einen Monat vor Ende der Ausschreibungsfrist, daran teilzunehmen. Voltaire arbeitete schon länger an diesem Problem. Emilie begann erst mit eigenen Untersuchungen, nachdem sie mit einigen Punkten in Voltaires Arbeit nicht einverstanden war. Ihre Teilnahme hielt sie vor Voltaire geheim. Sie arbeitete die Nächte durch, schlief oft nur eine Stunde am Tag. Indem sie ihre Hände in Eiswasser tauchte, hielt sie sich wach. Emilies Arbeit nahm die Resultate späterer experimenteller Forschung schon vorweg. Trotzdem gewannen weder sie noch Voltaire den Preis, aber die Akademie war von beiden Arbeiten so beeindruckt, daß sie die Arbeiten veröffentlichte.
    1740 erschien Emilies Buch »Institutions de Physique«. Dieses Buch war ursprünglich als Einführung in die Physik für ihren Sohn gedacht. Tatsächlich wurde es aber ein zusammenfassendes Werk über die Physik mit Einführungen, Definitionen, historischen Entwicklungen von Konzepten und Denkmethoden über physikalische Phänomene. Zusätzlich enthält es eine Reihe metaphysischer Prinzipien.
    Emilie arbeitete sehr viel, beteiligte sich aber auch an gesellschaftlichen Ereignissen. Dieses Hin und Her zwischen gesellschaftlichen Verpflichtungen und wissenschaftlicher Arbeit führte dazu, daß sie oft nur zwei bis drei Stunden pro Nacht schlief.
    Emilie übersetzte Newton ins Französische und fügte diesem Werk noch einige Anmerkungen hinzu. Bis dahin war Newton in Frankreich relativ unbekannt, das System von Descartes stand immer noch im Mittelpunkt. Louis de Maupertuis, einer der führenden Mathematiker dieser Zeit, und Voltaire versuchten nun Newton auch in Frankreich durchzusetzen. Die Hemmnisse dabei waren ein starker Nationalismus in Frankreich, aber auch, daß Newtons Abhandlungen schwer zu verstehen waren. Emilies Übersetzung schaffte nun die Grundlage für die Durchsetzung der Ideen Newtons in Frankreich.
    1749 gibt Emilie einen großen Teil ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen auf, um ihr Buch über Newton zu beenden. Anfang September wird ihre Tochter geboren (sie ist ihr viertes Kind). Unmittelbar bis zur Geburt ist sie mit dem Buch beschäftigt. Wenige Tage später, am 10. September 1749, stirbt Emilie du Châtelet plötzlich, wahrscheinlich an den Folgen dieser Geburt.

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LAURA BASSI (1711-1778)

Im Alter von 21 Jahren hat Laura Bassi in Bologna vor sieben Professoren und zwei Kardinälen mit größtem Erfolg und im elegantesten Latein ihre philosophische Dissertation verteidigt. Im selben Jahr erhielt sie an der Universität Bologna einen Lehrstuhl für Philosophie. Sie lehrte Algebra, Geometrie und Experimentalphysik und zog außerdem noch zwölf Kinder groß. Durch ihre Vermittlung konnte Voltaire Mitglied der Akademie werden. (Mozans 1981, S.203-212, Lexikon der Frau, S.716)

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ANNA MORANDI MANZOLINI (1716-1774)

Der Inhaberin des Lehrstuhls für Anatomie an der Universität zu Bologna Anna Morandi Manzolini sind eine Reihe wichtiger Entdeckungen dieser damals noch jungen Wissenschaft zu danken. Ihr besonderer Ruhm: Sie entwickelte die anatomischen Wachsmodelle, die den Anfang der heute in jeder Schule und Hochschule gebräuchlichen biologischen und anatomischen Modelle darstellen. Aus ganz Italien erreichten sie Bitten um Exemplare solcher Wachsmodelle, und aus vielen Städten Europas, darunter London und Petersburg, erhielt sie ehrenvolle Einladungen. (Mozans 1981, 5.35, Universitá 1981, 5.35).

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MARIA GAETANA AGNESI (1718-1799)

  • von Margarete Maurer, nach Mozans 1981 und Kenneth/May 1975:
    Sie fand bereits als Vierzehnjährige für einige Probleme der Ballistik und analytischen Geometrie neue originelle Lösungen und korrespondierte darüber mit angesehenen Mathematikern ihrer Zeit. Durch ein 1748 erschienenes, umfangreiches Lehrbuch der Analysis, das die französische Academie des Sciences ins Französische übersetzen ließ, wurde Maria Gaetana Agnesi in ganz Europa berühmt. Sie erntete Anerkennung und Begeisterung sowohl von berühmten Mathematikern und wissenschaftlichen Gesellschaften als auch von Fürsten und Regenten. Die größte Ehre wurde ihr durch Papst Benedikt XIV. zuteil, der ihr (selbst mathematisch gebildet) einen Lehrstuhl für höhere Mathematik an der Universität zu Bologna anbot. Erschüttert durch den Tod ihres Vaters schlug sie dieses Angebot jedoch aus und widmete ihr weiteres Leben den unterdrückten Schichten ihres Volkes. (Mozans 1981, S.78 u. S.143-150, Kenneth/May 1975, S.716).

  • nach Cornelia Teller:
    Erst in der Renaissance in Italien war es dann möglich, daß Frauen promovieren konnten. Einige von ihnen lehrten an den Universitäten von Bologna und Padua. In ihrer Tradition stand Maria Agnesi, die 1718 in Mailand geboren wurde. Sie war, ebenso wie Hypatia, die Tochter eines Mathematikprofessors. Er lehrte an der Universität von Bologna. Ihre Eltern planten die Erziehung von Maria, die als ein Wunderkind galt, sehr sorgfältig. Maria sprach schon mit fünf Jahren Französisch. Bereits mit neuen Jahren konnte sie Latein, Griechisch, Hebräisch und einige moderne Sprachen. Etwa in diesem Alter schrieb sie eine Abhandlung in Lateinisch, die eine umfassende Bildung von Frauen verteidigte. In ihrer Jugendzeit war sie mit privaten Studien beschäftigt. Sie unterrichtete außerdem ihre jüngeren Brüder (sie war die älteste von 21 Geschwistern). Das Haus ihrer Eltern war ein beliebter Treffpunkt von Intellektuellen.

    Maria beschäftigte sich schon frühzeitig mit der Mathematik, die von Newton, Leibniz, Fermat, Descartes, Euler und den Brüdern Bernoulli geprägt worden war. 1738 veröffentlichte sie ihre »Propositiones philosophicae«, eine Sammlung von Essays über Naturwissenschaften und Philosophie, die auf Diskussionen bei den Treffen in ihrem Elternhaus basierten. Sie befürwortete darin wieder die Notwendigkeit einer umfassenden Bildung von Frauen. Ihr bedeutendstes Werk ist aber eine Abhandlung über Differential- und Integralrechnung, zu deren Abfassung sie zehn Jahre brauchte. Sie faßte darin die Arbeiten verschiedener Mathematiker zusammen, bis hin zur Differentialrechnung, wie sie von Newton und Leibniz ausgearbeitet wurde. Die Französische Akademie der Wissenschaften sprach sich zwar lobend über dieses Werk aus, sie berief aber keine Frauen zu ihren Mitgliedern. Die italienischen Akademien dagegen waren liberaler. So wurde Maria in die Akademie der Wissenschaften in Bologna berufen. Maria Theresia und Papst Benedikt XIV. sprachen anerkennend über ihre Arbeiten. Mit Unterstützung des Papstes wurde Maria Agnesi ehrenamtliche Lehrerin für Mathematik an der Universität von Bologna. Maria Theresia machte ihr aus Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Leistungen wertvolle Geschenke. Trotz ihrer großen wissenschaftlichen Erfolge verzichtete sie später auf die weitere Beschäftigung mit der Mathematik. Sie widmete ihr weiteres Leben den Kranken und Armen in ihrer Umgebung. Maria Agnesi starb am 9. Januar 1799.In Frankreich gab es lange Zeit nur wenige Möglichkeiten für Frauen, etwas Bildung zu erwerben. Unter Ludwig XIV. wurde des »Institut de Saint Cyr« eröffnet, die erste staatliche Schule für Mädchen in Frankreich. Es wurden dort aber nur die grundlegendsten Dinge vermittelt. Ziel der Schule war die Vorbereitung der zukünftigen Ehefrauen von Adeligen. So versteht es sich von selbst, daß an dieser Schule Mathematik und Naturwissenschaften keinen Platz hatten.

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Mme. LAVOISIER (18. Jh.)

Die Ehefrau des berühmten Chemikers Lavoisier war an der Entstehung seines für die moderne Chemie grundlegenden Werkes "Traité de Chimie" wesentlich beteiligt. Sie machte die erforderlichen Illustrationen, sie arbeitete praktisch im Labor mit, und sie protokollierte die Ergebnisse der Experimente. Sie war es auch, die Englisch und Latein lernte, um die für die gemeinsame Arbeit wichtige fremdsprachige Literatur ins Französische zu übersetzen. Nach dem Tode ihres Mannes publizierte sie die noch von ihm projektierten "Memoirs on Chemistry" und in ihrem Hause trafen sich auch weiterhin die angesehensten Wissenschaftler ihrer Zeit. (Mozans 1913, S.214-216).

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Eleanor Anne ORMEROD (1828-1901): Insektenforscherin, Begründerin der Agrar-Entomologie in Großbritannien, Dozentin und Briefeschreiberin

  • von Margarete Maurer, nach Mozans 1981:
    Sie gewann als Insektenforscherin und erste/r große/r "economic entomologist" internationales Ansehen. Ihre gesamte Arbeit hat sie der wirtschaftlich so wichtigen Schädlingsbekämpfung gewidmet. Als Spezialistin auf diesem Gebiet führte sie viele Forschungen durch und gab Landwirten und Gärtnern aus ihrer Gegend praktische Hinweise. Von 1877 bis 1898 verfaßte sie jährlich einen Bericht über ihre neuesten Forschungsergebnisse. Darüber hinaus erschienen mehrere Handbücher und Textbücher über Getreide-, Wald und Obstschädlinge. Führende Insektenforscher aus aller Welt, Landwirte und Regierungsbeamte ersuchten sie in täglich dutzenden von Briefen um Rat oder spezielle Informationen. Huxley sagte von Eleonor Ormerod bezüglich einer Arbeit, die sie als Mitglied eines speziellen Komitees verfaßt hatte, sie wisse mehr übers Geschäft als alle anderen zusammen. Sie war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, doch wurde sie (als Frau) nie geadelt, welche Ehre einem männlichen Wissenschaftler ihrer Leistung und Bedeutung wahrscheinlich zuteil geworden wäre. Doch wurde ihr in Anerkennung ihrer Leistungen von der Universität Edinburgh der Doktortitel verliehen - womit diese konservativ-altehrwürdige Institution sich zum ersten Mal dazu durchrang, eine Frau in solcher Weise zu ehren. (nach Mozans 1981, S.246-252).

  • von Andrea Moser (Forschungsprojekt "Agrarpionierinnen", Universität Göttingen, 1999), nach Wallace:
    Eleanor Anne Ormerod ist vielleicht die erste Frau mit dem Status einer Entomologin, also einer professionellen Insektenforscherin.

    Am 11.5.1828 geboren wächst Eleanor Ormerod als 10. und jüngstes Kind in einer Familie auf in der die Natur und ihre Erforschung von zentraler Bedeutung ist: Vater George Ormerod ist ein angesehener Archäologe, Historiker und Autor verschiedener Publikationen über die frühe Geschichte Englands, die Mutter Sarah Ormerod geb. Latham, eine exzellente botanischen Malerin. Vier ihrer Brüder werden Naturforscher und Mediziner. Ihre Schwester Geogiana wird wie sie Insektenforscherin und eine hervorragende botanische Zeichnerin. Sie ist Eleanors ständige Begleiterin, Mitarbeiterin und Unterstützerin; bis zu ihrem Tod leben die beiden Schwestern zusammen. Mit ihren Brüdern Edward und William lernt sie den Umgang mit dem Mikroskop. Die Mutter übernimmt die Unterrichtung der Töchter, zu der neben der mehr moralischen und religiösen Erziehung auch eine Ausbildung in botanischer Malerei zählt. Eleanor selbst bringt sich Latein, moderne Sprachen und Klavier spielen bei. Der große Familienbesitz Sedbury Park im Süd-Westen Englands bietet den Kindern genügend Raum und Freiheit und wird mit dem umliegenden Park, der dazugehörenden Landwirtschaft und der Gärtnerei zum Erfahrungsraum und Übungsfeld der Autodidaktin. Unterstützt von den Landarbeitern ihres Vaters nimmt Eleanor Ormerod die Flora und Fauna auf und erstellt ihre erste eigene Pflanzen- und Insektensammlung. Neben genauen botanischen und zoologischen Zeichnungen, fertigt sie Modelle aus Gips von Pflanzen und Insekten.

    Im Frühjahr 1852 beginnt Eleanor Ormerod ihr Studium der Entomologie (wie sie selbst angibt) mit einem speziellen Handbuch, Stephens "Manual of British Coleoptera" (1839). Das Buch enthält keine Abbildungen, genaue Abbildungen von Insekten lagen zu dieser Zeit nicht vor, und so geht sie ganz analytisch vor: sie sucht sich ihr bekannte Individuen und lernt sie anhand der Beschreibungen und wissenschaftlichen Bezeichnungen neu kennen. 1868 tritt sie mit der Royal Horticultural Society in Kontakt und erarbeitet eine Zusammenstellung der bedeutendsten Schadinsekten im Gartenbau und in der Landwirtschaft, eine Pionierleistung der ökonomischen Entomologie, für die sie 1870 mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet wird. Weiter Ehrungen folgen. Als 1873 ihr Vater stirbt, wird der Haushalt in Sedbury Park aufgelöst. Eleanor und Georgiana ziehen nach Torquay. 1873 tritt sie auch zum ersten Mal an die interessierte Öffentlichkeit mit einem Artikel im Journal of Linn. Society. Um sich vor Diskreditierung und Anfeindung zu schützen, wählt sie zwei ihr bekannte Wissenschaftler als Referenten. In kürzester Zeit wird sie in weiten Fach- und Praxiskreisen bekannt und anerkannt und zum Mittelpunkt einer national und international verf1ochtenen Korrespondenz (an manchen Tagen schreibt sie 80 Briefe) mit Wissenschaftlern und PraktikerInnen aus der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, dem Gartenbau, der Meteorologie, Ornithologie und Entomologie.

    Bald stellt sie in ihrer Arbeit die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund. Ihr Ziel ist es, die Schäden in der Praxis zu begrenzen. Und zwar durch umfangreiche Beobachtungen, durch ein detailliertes Literaturstudium und den Fachaustausch und die genaue Beschreibung und Abbildung des Lebenszyklus und des Schadbilds. Dabei berücksichtigt sie den biologischen Haushalt und ökologische Wechselwirkungen. Sie trägt Informationen über das Auftreten von Schadinsekten, deren Lebenszyklen und Präventionsmöglichkeiten von Wissenschaftlern, Agrarfachleuten, PraktikerInnen zusammen. Auch gibt sie Tips und hilfreiche Ratschläge für die Beobachtung, die Erkennung und Bekämpfung von Insekten weiter. In eigenen Versuchen testet sie Präventions- und Bekämpfungsmittel wie Schweinfurther Grün, ein Insektizid auf Arsenbasis oder Formalin zur Desinfektion. Da ein eigenes Organ zur Veröffentlichung von Forschungsberichten, den eigenen und den zusammengetragenen Untersuchungsergebnisse fehlt, beschließt sie, eigene Jahresberichte herauszugeben, um diese Lücke zu schließen. 1877 erscheint der erste ihrer "Annual Reports of Injurious Insects". 23 weitere folgen bis zum Jahr 1900. Daneben verfaßt sie eine Reihe von Broschüren, Handbüchern für die Praxis und Fachbüchern, die alle ihre bzw. die Zeichnungen von Georgiana enthalten. Als gutsituierte Frau verfügt Eleanor Ormerod über die finanziellen Ressourcen selbst als Herausgeberin aufzutreten.

    Eleanor Ormerod steht in einem großen Kreis von beitragenden und unterstützenden Menschen aus der Wissenschaft und aus der Praxis, mit denen sie zum Teil eine enge Freundschaft verbindet. Das Haus der Schwestern ist immer für Freunde, Familienmitglieder und Nachbarn offen. Sie ist Mitglied bzw. Ehrenmitglied einer Vielzahl der bedeutendsten Verbände und Vereinigungen aus Wissenschaft und Praxis z. B. der Royal Meteorological Society oder des Farmer, Club. Für eine Frau war dies mehr als ungewöhnlich und so war sie meist allein unter Männern. 1876 ziehen die Schwestern nach Isleworth, in die Nähe der Kew Gardens bei London, die sie für ihre Studien und Beobachtungen nutzen. Eleanor Ormerod betreibt zudem ihre eigene Wetterstation. Der Direktor Sir Hooker und seine Frau Lady Hooker zählen zu ihren engen Freunden. Die offiziellen Aufgaben Eleanor Ormerods häufen sich. In der Royal Agricultural Society of England ist sie ab 1882 für 10 Jahre beratende Entomologin. Am Royal Agricultural College in Cirencester hat sie 1881 ihren ersten Auftritt als Dozentin für landwirtschaftliche Entomologie. Bis 1884 ist sie Mitglied der Hochschule. Am Institute for Agriculture, South Kensington, wird sie für spezielle Vorlesungen geladen (1883). Vier Jahre lang ist sie beratendes Komitee-Mitglied des South Kensington und des Bethnal Green Museums. Dort wird ihre Insektenordnung übernommen: nicht alphabetisch, sondern geordnet nach den befallenen Pflanzen (1882-1886). 1889 übernimmt Eleanor Ormerod einen ersten Auftrag als gerichtliche Sachverständige und Gutachterin für entomologischen Fragen bei Lebensmittelex-und -importen. Sie erfüllte die Aufgaben eines staatlichen Entomologen wie viele ihrer Kollegen, doch ohne die entsprechende Position und finanzielle Honorierung. Zusammen mit Georgiana erstellt sie Lehr- und Lernmaterial für Grundschulen, einige Schulen und colleges unterstützt sie auch finanziell, und setzt sich für die Einführung der Agrarentomologie an den neu eingerichteten landwirtschaftlichen Fakultäten ein. Als aber an der Universität Edinburgh 1889 ein eigener Lehrstuhl für dieses noch junge Fach eingerichtet wird, geht der Ruf nicht an sie. "Die Schatten eines John Knox sind in Schottland noch spürbar..", schreibt sie, und eine Frau als Professorin dementsprechend undenkbar. Der Berufungsausschuß tut sich denkbar schwer bei seiner Suche, trotz ihrer Unterstützung. Eleanor Ormerod hätte alle erforderlichen Voraussetzungen erfüllt...

    Gesundheitlich nie besonders stabil, meistens völlig überarbeitet, häufen sich Krankheit und Zeiten der Bettlägerigkeit. Seit dem Umzug nach Torrington House, St. Albans, 1887, steht ihr zwar neben der Hilfe ihrer Schwester eine Privatsekretärin als Mitarbeiterin zur Seite, ein Versuch den "gordischen Knoten" ihrer anstrengenden Arbeit zu lösen. 1892 tritt sie von ihren offiziellen Aufgaben zurück. Und doch übernimmt sie 1896 die Position der Zweit-Prüferin für Agrarentomologie an der Universität Edinburgh. Diese Universität läßt ihr auch die größte Ehrung zuteil werden: am 14.4.1900 wird ihr als erster - und einziger - Frau der Titel eines Doctors of Law für ihre hervorragenden Leistungen verliehen. Nun hatte sie eine wissenschaftliche Heimat gefunden, und über die persönliche Ehre hinaus, erhielt ihr Lebenswerk, die Agrar-Entomologie besondere Anerkennung.

    Im November 1899 erkrankt Eleanor Ormerod an einer Virusinfektion, eine Nierenkollik und eine Lebererkrankung kommen hinzu. Sie beginnt noch mit der Aufzeichnung ihre Lebenserinnerungen, erholt sich aber nicht mehr. Am 19.7.1901 stirbt sie im Alter von 73 Jahren.

    (Andrea Moser, nach der englischsprachigen Biographie von Wallace).

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Nur knapp 30 Jahre nach dem Tod der Emilie-Gabrielle de Breteuil wurde Sophie Germain (am 1. April 1776) geboren. Ihr Vater Ambroise Francois Germain war ein relativ wohlhabender Seidenkaufmann. Als junges Mädchen verbrachte sie sehr viel Zeit in der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters. Besonders zwei Bücher fanden ihre Aufmerksamkeit: ein Mathematiklehrbuch und »Histoire des MathÈmatiques« von Montucla. In letzterem fand sie die Legende von Archimedes' Tod. Er soll vertieft in ein geometrisches Problem von einem römischen Soldaten erschlagen worden sein. Sie war so beeindruckt davon, daß sie sich unbedingt weiter mit Geometrie beschäftigen wollte. Ihre Familie versuchte, sie davon abzuhalten. So wird erzählt, daß Sophie kein Licht mehr für ihr Schlafzimmer bekam, ihr Schlafzimmer wurde nicht mehr geheizt, ihre Kleidung, wenn sie zu Bett gegangen war, wurde ihr weggenommen. Ihre Eltern wollten sie so zum Schlafen zwingen. Aber Sophie hüllte sich in Decken, benutzte versteckte Kerzen, und so arbeitete sie jede Nacht mit ihren Büchern aus der Bibliothek ihres Vaters. Eines Morgens fanden ihre Eltern sie schlafend, die Tinte war im Tintenfaß gefroren, ihre Schiefertafel war voller Berechnungen. Danach gaben ihre Eltern den Widerstand auf.

1795 nahm die ?cole Polytechnique in Paris ihre Arbeit auf. Allerdings waren Frauen dort nicht zugelassen. Sophie hatte aber die Möglichkeit, die Vorlesungsnotizen von verschiedenen Professoren zu sammeln. Sie interessierte sich vor allem für die Chemie- und die Analysisvorlesungen, die von J.L. Lagrange gehalten wurden. Infolge der durch die Französische Revolution hervorgerufenen gesellschaftlichen Veränderungen wurde an der Schule eine Neuerung eingeführt: Die Studenten konnten ihre eigenen Beobachtungen und Gedanken dem Professor am Ende eines Kurses schriftlich darlegen. Unter dem Pseudonym Auguste Antoine Le Blanc (es war der Name eines tatsächlich an der Schule studierenden Studenten) teilte Sophie Lagrange ihre eigenen Ideen zu seinen Vorlesungen mit. Lagrange war von ihrer Arbeit sehr beeindruckt. Nachdem er ihre wahre Identität erfahren hatte, suchte er sie auf und pries sie als großes Talent. Dadurch bekam sie endlich die moralische Unterstützung, die ihre von der Familie versagt worden war.

1804 schrieb Sophie, wiederum unter dem Pseudonym Le Blanc, an Gauß, den bedeutendsten Mathematiker ihrer Zeit. Sie teilte ihm ihre Überlegungen zu seinem Werk »Disquisitiones arithmeticae« (Arithmetische Abhandlungen) mit. Diese Werk von Gauß stellte die erste zusammenfassende Abhandlung über Zahlentheorie dar, es war aber für seine Zeitgenossen nur schwer verständlich. Gauß war beeindruckt von Sophies Überlegungen. Beide begannen eine ausgedehnte Korrespondenz. Ihre wahre Identität entdeckte Gauß aber erst 1807. Als Napoleons Armeen Preußen besetzten, machte Sophie sich Sorgen um des Schicksal von Gauß. So erkundigte sich ein französischer General in ihrem Namen nach seinem Befinden. Gauß konnte natürlich nichts mit ihrem Namen anfangen. Erst durch einen Briefwechsel wurde alles aufgeklärt. Gauß setzte den für sie sehr wichtigen Briefwechsel fort. Trotz ihrer umfangreichen Korrespondenz trafen sich die beiden nie.

Die Französische Akademie der Wissenschaften schrieb einen Preis für das beste Essay über die mathematischen Gesetzmäßigkeiten von Vibrationen elastischer Oberflächen aus. Der Physiker Chladni bestreute elastische Platten mit feinem Pulver, brachte sie zum Schwingen und notierte die dabei entstandenen Figuren. Diese Experimente waren Ausgangspunkt für den Wettbewerb.

1811 reichte Sophie der Akademie dann eine anonyme Abhandlung ein. Ihr Herangehen wies relativ viele Mängel auf, so daß die Arbeit nicht ausgezeichnet wurde. 1813 erhielt eine weitere Arbeit Sophies zu diesem Thema eine lobende Erwähnung der Jury. Anläßlich einer erneuten Ausschreibung des Wettbewerbes bekam ihre »Denkschrift über die Vibration elastischer Flächen« 1816 den Preis, obwohl ihre Arbeit immer noch eine Reihe von Schwäche aufwies. Durch den Gewinn des Preises gelangte Sophie in die Kreise der berühmtesten Mathematiker ihres Landes. Sie wurde in einer öffentlichen Versammlung des »Institut de France« gefeiert. Gleichzeitig wurde ihre erlaubt, an den Sitzungen des Instituts teilzunehmen. Das war die höchste Ehrung, die dieses Institut jemals einer Frau zuteil werden ließ.

Neben dieser Arbeit hat Sophie noch weitere zur Theorie der Elastizität veröffentlicht. Am bekanntesten sind allerdings Sophies zahlentheoretische Arbeiten. Daneben beschäftigte sie sich noch mit Philosophie, Chemie, Physik, Geographie und Geschichte.

Gauß veranlaßte die Universität Göttingen, Sophie die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Sie starb allerdings (am 26. Juni 1831), bevor sie diese Würde entgegennehmen konnte.

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Zu fast derselben Zeit wie Sophie Germain in Frankreich lebte in Großbritannien Mary Fairfax Somerville, die 1780 in Schottland geboren wurde. Ihr Vater, Sir William Fairfax, war Vizeadmiral der britischen Marine. Erziehung war sehr unvollkommen und unsystematisch. In ihrer Kindheit lernte sie zwar die Bibel lesen, ansonsten hatte sie aber sehr viel Freiheit. Das führte dazu, daß sie mit zehn Jahren kaum lesen konnte. Ihr Vater, der immer längere Zeit unterwegs war, schickte sie auf eine Mädchenschule. Mary war dort sehr unglücklich, weil strenge Disziplin und viel Härte herrschten, dafür aber nur wenig vermittelt wurde. Nach einem Jahr kehrte sie nach Hause zurück, ohne viel gelernt zu haben. Daraufhin wurde sie auf eine Schule geschickt, wo sie nähen und sticken lernen sollte. Da sie sich langweilte, begann sie, sich selbst Latein beizubringen. Mit dreizehn Jahren begegnete ihr ein Onkel, Dr. Somerville, der ihr half, Vergil zu lesen. Er war zwar ein guter Lehrer, aber es gab zwischen ihnen immer wieder Auseinandersetzungen über politische und soziale Fragen. Ihr Onkel war sehr konservativ, während Mary wesentlich liberalere Ansichten hatte.

Ein Umzug der Familie nach London ermöglichte es Mary, ihre Bildung zu vervollkommnen. Sie beschäftigte sich mit Arithmetik, schrieb, spielte Klavier und vervollständigte ihre Lateinkenntnisse. Durch die Rückkehr der Familie aufs Land wurde diese Entwicklung wieder unterbrochen. Ihre Familie ging auch nicht auf ihre Forderung nach einer ihren Neigungen entsprechenden Ausbildung ein.

Zufällig stieß Mary beim Blättern in einem Modejournal auf algebraische Zeichen, die sie faszinierten, mit denen sie aber nichts anfangen konnte. In der Bibliothek ihrer Eltern fand sich kein Buch, das ihre Fragen zur Algebra beantworten konnte. Inzwischen war sie auf eine Akademie geschickt worden, um zeichnen zu lernen. Dort hörte sie zufällig, wie der Rektor einem Schüler riet, die »Elemente der Geometrie« von Euklid zu studieren, um besser die Grundlagen des perspektivischen Zeichnens zu verstehen. Mary hatte nun das Problem, zwar ein Buch zu wissen, das ihr Einblick in grundlegende Fragen der Mathematik hätte vermitteln können, aber sie stand vor der Schwierigkeit, sich das Buch zu besorgen. Damals war es völlig undenkbar, daß eine junge Frau in einen Buchladen ging, um ein mathematisches Buch zu erstehen. Wahrscheinlich bekam sie das Buch von dem Lehrer ihres Bruders, der eines Tages zufällig ihr mathematisches Interesse und ihre Fähigkeiten entdeckte. Dieser Lehrer besaß zwar auch nur unvollkommene Mathematikkenntnisse, aber mit seiner Unterstützung konnte sie sich selbst weiter mit mathematischen Problemen beschäftigen. Um diese Studien einzuschränken, wies ihre Mutter die Diener an, ihr die Kerzen wegzunehmen, damit sie nachts nicht weiter arbeiten konnte. Erst durch die Heirat mit ihrem Cousin Samuel Greig 1804 bekam sie etwas mehr Freiheit für ihre Studien, obwohl ihr Mann dafür auch kein Verständnis aufbrachte.

Nach dem Tode ihres Mannes 1807 war sie zum ersten Mal finanziell unabhängig und begann nun mit ernsthaften mathematischen und astronomischen Studien, vor allem ging es ihr darum, grundlegende mathematische Kenntnisse zu erwerben. 1812 heiratete sie einen anderen Cousin, William Somerville, der ihre Arbeit unterstützte. In den ersten Jahren ihrer Ehe wohnten sie in London und Schottland. Der Aufenthalt in London ermöglichte Mary ein erheblich besseres Fortkommen in ihren Studien, zumal sie durch ihren Mann in einen Kreis führender Intellektueller eingeführt worden war.

1826 legte Mary der Royal Society eine Arbeit mit dem Titel »Die magnetischen Eigenschaften der violetten Strahlen des Sonnenspektrums« vor. Bei dieser Arbeit machte sich noch die mangelhafte Ausbildung bemerkbar. Trotz ihrer Mängel erregte die Arbeit aber Aufmerksamkeit und wurde gelobt.

Wegen einer Krankheit ihres Mannes gingen sie 1844 nach Paris und verbrachten die meiste Zeit bis zu einem Tod auf dem Kontinent. Seit den Arbeiten Newtons hatte sich England der Entwicklung der Mathematik auf dem Kontinent verschlossen. Es gab nun Leute, die diese Isolierung durchbrechen wollten. Deshalb wurde Mary überredet, populäre Ausgaben von Laplaces »MÈcanique celeste« und Newtons »Principia« vorzubereiten. Sie akzeptierte diesen Vorschlag unter der Bedingung: Falls sie es nicht zufriedenstellend schaffte, sollte das Manuskript vernichtet werden. Außerdem sollte ihr Vorhaben erst geheim bleiben. Zu dieser Zeit war sie fast 50 Jahre alt und Mutter von drei Töchtern.

Das fertige Buch enthielt neben Erläuterungen von Laplaces Arbeiten auch eigene Ausführungen und Gedanken. Mary nannte das Buch »Die Mechanismen des Himmels«. Es war eine generelle Darstellung der mechanischen Prinzipien des Universums, der Theorien der Planeten und Monde und anderer damit in Beziehung stehender Probleme. Es war so geschrieben, daß es auch Menschen mit geringen Vorkenntnissen verstehen konnten. Nach dieser Veröffentlichung erreichte sie eine Fülle von Ehrungen und Anerkennungen. 1834 veröffentlichte sie als nächstes »The Connections of the Physical Sciences«. Diese Arbeit stellt eine Zusammenfassung des damaligen Standes der physikalischen Forschung dar. Weiterhin schreibe sie »Physical Geography« und eine Anzahl von Monographien über mathematische Probleme. In erster Linie war sie Mathematikerin, beschäftigte sich aber auch intensiv mit den Anwendungsmöglichkeiten der Mathematik.

1869, mit 89 Jahren, veröffentlichte Mary Somerville eine Zusammenfassung der neuesten Entdeckungen in Chemie und Physik: »On Molecular and Microscopic Science«. Sie schrieb noch weitere Abhandlungen, die z.T. jedoch nicht veröffentlicht wurden. Ihr Buch »Physical Geography« war das erste englischsprachige Werk auf diesem Gebiet. Einige ihrer Bücher erreichten eine große Popularität.

Mary Somerville wurde vielfach geehrt. 1812 bekam sie eine Silbermedaille für die Lösung eines Problems aus der Diophanthschen Algebra. 1869 wurde ihr die Victoria-Goldmedaille der Königlichen Geographischen Gesellschaft verliehen. Eine ähnliche Auszeichnung bekam sie von der Italienischen Geographischen Gesellschaft. Eines der Frauencolleges in Oxford ist nach Mary Somerville benannt. Es war ihr ausgesprochener Wunsch, daß Frauen mehr Bildungsmöglichkeiten eröffnet werden sollten. Im Vorwort zu »The Connections of the Pysical Sciences« schrieb sie deshalb, daß es das Ziel ihrer Arbeit sei, dem Frauen ihre Landes die Gesetze, die in der materiellen Welt gelten, näherzubringen. 1872 starb Mary Fairfax Somerville.

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Karoline Herschel wurde 1750 in Hannover geboren. Ihr Vater, Isaak Herschel, war Musiker in der Hannoverschen Garde. Er förderte die Entwicklung der musikalischen Talente Karolines. Eine umfassende Ausbildung erhielt Karoline aber nicht. Neben dem Violinenspiel lernte sie zwar lesen und schreiben, aber nur wenig rechnen. Nach dem Tode ihres Vaters 1767 versuchte Karoline, sich auf eigene Füße zu stellen. Ihr Wunsch war es, Erzieherin zu werden, was aber von ihrer Mutter verhindert wurde. Ihr elf Jahre älterer Bruder Wilhelm, der inzwischen nach England gegangen war und dort seine musikalische Ausbildung vervollkommnete und sich gleichzeitig mit Astronomie beschäftigte, brauchte jemanden, der ihm den Haushalt führte. Daher fragte er Karoline, ob sie nicht zu ihm kommen wollte. Ihre Mutter ließ sie aber erst gehen, nachdem er versprochen hatte, regelmäßig Geld zu schicken, damit sie eine bezahlte Haushaltshilfe einstellen konnte.

1772 ging Karoline nach England zu ihrem Bruder. In den nächsten Jahren lernte sie Englisch, beschäftigte sich mit Rechnungswesen und arbeitete weiter an ihrer musikalischen Ausbildung. In kleinerem Kreis gab sich auch Konzerte. In der knappen Freizeit diskutierte sie mit ihrem Bruder astronomische Probleme. Obwohl Karoline in der Gesellschaft immer mehr Erfolg mit ihren musikalischen Darbietungen hatte, wurde ihre Karriere zugunsten der astronomischen Studien Wilhelms zurückgestellt. Karoline und ihr Bruder Alexander kopierten Kataloge, Tafeln und Papiere, die für Wilhelms Studien notwendig waren. Außerdem schliffen und polierten die beiden Spiegel für Wilhelms selbstgebaute Instrumente. 1781 entdeckte Wilhelm den Uranus. Da Wilhelm in Wissenschaftlerkreisen immer bekannter wurde, konnten die Geschwister Herschel allmählich ihre musikalischen Aufführungen, mit denen sie einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestritten hatten, aufgeben. Wilhelm wurde in die Royal Society und bei Hofe eingeführt. König George III. wurde sein Gönner und ernannte ihn zum Hofastronomen. Fünf Jahre später wurde Karoline zu Wilhelms Assistentin ernannt und bekam dafür 50 Pfund jährlich. Sie war damit die erste Frau, die eine entsprechende Stelle erhalten hatte. Allerdings bekam sonst kein Angestellter in einer vergleichbaren Position so wenig Geld (das Gehalt ihres Bruders betrug 200 Pfund).

Karolines Bestreben war, ihren Bruder so gut wie möglich zu unterstützen. So sammelte sie systematisch alle zugänglichen Informationen und bildete sich ständig weiter. Sie führte mühsame Berechnungen aus, schrieb Protokolle und nahm ihrem Bruder alle sonstigen langweiligen und zeitraubenden Beschäftigungen ab, die seine kostbare Zeit in Anspruch nahmen. Um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen, suchte Karoline nächtelang den Himmel systematisch ab. Sie entdeckte allein im Jahr 1783 vierzehn Nebel und zwischen 1789 und 1797 acht Kometen. Darüber hinaus erstellte sie Kataloge und Berechnungen über 2500 Nebel, die auf früheren Beobachtungen basierten. Flamsteeds »British Catalogue« (in dem ca. 3000 Sterne aufgelistet waren) teilte sie so ein, daß ein systematisches Absuchen des Himmels möglich wurde.

Nach Wilhelms Tod (1822) verließ Karoline England und ging wieder nach Hannover zurück. Sie war nun finanziell unabhängig, da sie eine kleine Pension und ein Legat von Wilhelm für Verfügung hatte. 1825 stellte sie der Königlichen Akademie in Göttingen die Arbeiten von Flamsteed vor. Zu seinem Katalog fügte sie eigene Anmerkungen hinzu. Sie brachte außerdem einige Bücher ihres Bruders heraus. 1828 vervollständigte sie die Katalogisierung der 1500 Nebel und der vielen Sternhaufen, die von den Herschels entdeckt worden waren. Dafür bekam sie die Goldmedaille der Royal Astronomical Society. Im Alter von 85 Jahren wurde sie zum Ehrenmitglied der Royal Astronomical Society gewählt. Eine ähnliche Ehrung wurde ihr auch von der Royal Irish Academie zuteil. Zu ihrem 90. Geburtstag verlieh ihr der König von Preußen die goldene Medaille für Wissenschaften. Karoline Herschel starb 1848.

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Sonja Kowalewska wurde 1850 in Moskau geboren. Ihr Vater war General in der russischen Armee. Sie wuchs in einer autoritären und patriarchalischen Umgebung auf. Als Sonja ungefähr sechs Jahre alt war, ging ihr Vater in Pension, und die Familie ließ sich auf ihrem Landsitz in einem entlegenen Teil Rußlands nahe der litauischen Grenze nieder. Sonja zeichnete sich bereits in ihrer Kindheit durch einen starken Willen aus. In ihrer Familie gab es eine mathematische Tradition: Ihr Großvater war ein sehr guter Mathematiker und Leiter des Topographischen Corps der Infanterie der russischen Armee. Sein Vater war ebenfalls ein bekannter Mathematiker und Astronom. Sonjas Onkel Pjotr interessierte sich auch für Mathematik, aber es war mehr ein Hobby für ihn. Er förderte Sonjas Interesse für Mathematik. Erst Begegnungen mit der Mathematik hatte Sonja bereits in ihrer Kindheit, weil die Wände eines Zimmers in ihrem Haus mit den Seiten es Buches mit Vorlesungen eines russischen Mathematikers über Differentiale und Integrale beklebt waren. Diese Seiten dienten als Makulatur. Die Tapeten, die darauf geklebt werden sollten, konnten nicht so schnell aus Moskau beschafft werden. Sonja war von diesen mit Symbolen vollgeschriebenen Seiten sehr fasziniert. Als sie später anfing, sich systematisch mit Mathematik zu beschäftigen, war ihr Lehrer erstaunt, wie selbstverständlich sie mit diesen mathematischen Symbolen umging.

Sonja besaß nicht nur ein mathematisches, sondern auch ein literarisches Talent. Während eines Winterurlaubes in St. Petersburg durfte sie zwar am mathematischen Unterricht teilnehmen, aber eine umfassende Ausbildung oder gar ein Studium erlaubte ihr der Vater nicht. Darüber hinaus waren russische Universitäten für Frauen verschlossen. Es kam aber sowieso nur ein Studium im Ausland in Frage. Aber es galt als unschicklich für Frauen, alleine ins Ausland zu reisen und im Ausland alleine zu leben. So schlossen viele junge russische Frauen Scheinehen, die es ihnen möglich machten, im Ausland zu studieren. Trotz des massiven Widerstandes der Eltern ging Sonja 1868 solch eine Scheinehe mit Wladimir Kowalewksy, einem Studenten der Geologie, ein.

Ein halbes Jahr nach der Hochzeit siedelte das Paar nach Heidelberg über, wo Sonja vor allem Mathematik und Physik hörte. Sie fiel dort bald durch ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten auf. Nach zwei Jahren ging sie nach Berlin, mit der Absicht, bei Karl Weierstraß, der sich mit Untersuchungen von Differentialgleichungen einen Namen gemacht hatte, weiter zu studieren. Ihr Mann setzte seine Studien in Jena und München fort. Diese Trennung war nicht zuletzt auf Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden zurückzuführen.

Nach ihrer Übersiedelung nach Berlin mußte Sonja feststellen, daß an der Berliner Universität Frauen nicht studieren durften. Deshalb wandte sie sich direkt an Weierstraß. Er überzeugte sich von ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten und gab ihr, obwohl er ein überzeugter Gegner des Frauenstudiums war, Privatstunden. Dazu machte er ihr seine Vorlesungsaufzeichnungen zugänglich. Sonja spezialisierte sich allmählich auf die Verfahren und Probleme, die Weierstraß bearbeitete. Bald trat sie mit eigenen Arbeiten an die Öffentlichkeit. 1874 promovierte sie in Göttingen mit einer Arbeit über partielle Differentialgleichungen. Von der mündlichen Prüfung wurde sie auf Grund eines Antrages befreit. Ihren Antrag begründete sie damit, daß die Situation, ihr unbekannten Männern Rede und Antwort stehen zu müssen, auf sie peinlich und verwirrend wirken würde. Darüber hinaus wies sie darauf hin, daß sie sich in der deutschen Sprache mündlich nur unvollkommen ausdrücken könne.

Nach der Promotion kehrte Sonja nach Rußland zurück. Weierstraß hatte sich zwar bemüht, ihr eine Stellung zu besorgen, war aber an den konservativen Vorstellungen der akademischen Kreise gescheitert. Sonjas Mann war inzwischen Professor in Moskau geworden. Sonja betätigte sich nun vor allem literarisch. 1878 wurde ihre Tochter geboren. Ihr Mann hatte sich in Spekulationen und dunkle Geschäfte verstrickt, was zu einem weiteren Auseinanderleben der beiden führte. Um sich und ihre Tochter unterhalten zu können, sah Sonja sich nach einer Anstellung um.

Die relativ lange Abstinenz von der Mathematik hatte ihre Folgen hinterlassen. Sonja war nicht sicher, inwieweit sie sich wieder einarbeiten würde. Sie ging deshalb wieder nach Berlin. Dort begann sie mit Arbeiten über die Brechung von Licht in kristallinen Medien. Allerdings war sie zu längeren Pausen genötigt, die durch den Selbstmord ihres Mannes und durch Krankheit ausgelöst wurden. Erst eine Dozentur, die sie 1883 durch die Bemühungen eines ehemaligen Schülers von Weierstraß, Gösta Mittag-Leffler, erhalten hatte, brachte wieder neuen Aufschwung. Mittag-Leffler versuchte für Sonja in Schweden eine offizielle Anstellung zu erreichen, aber scheiterte, trotz der für die damalige Zeit sehr liberalen Einstellung in Stockholm, an den konservativen Kräften in der Universität.

1888 beteiligte sich Sonja an dem Prix Bordin der Französischen Akademie der Wissenschaften mit der Arbeit »Über die Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt«. Sie gewann diesen Preis. 1889 erhielt sie in Stockholm dann endlich eine Professur. Die Stockholmer Akademie ehrte Sonja mit einem Preis von 1500 Kronen für zwei weitere Arbeiten über das Problem der Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt. 1890 wurde sie als erste Frau zum korrespondierenden Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit betätigte sie sich auch weiterhin literarisch. 1891 starb Sonja Kowalewska an den Folgen einer Erkältung, die sie sich auf einer Reise zugezogen hatte.

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Die letzte Mathematikerin, mit der wir uns in dieser kurzen Darstellung beschäftigen wollen, ist Emmy Noether. Sie wurde 1882 in Erlangen geboren. Ihr Vater war Professor für Mathematik in Erlangen. Emmy durchlief die in dieser Zeit typische Ausbildung für Mädchen. Sie absolvierte die städtische Höhere Töchterschule, die fast ausschließlich sprachlich und hauswirtschaftlich ausgerichtet war. 1900 legte sie dann die Staatsprüfung für eine Lehrerin in Französisch und Englisch ab. Offensichtlich wirkte sich aber die Atmosphäre ihres Elternhauses prägend auf Emmy aus. Sie entschloß sich zu einem Universitätsstudium. Dazu mußte sie aber erst einmal 1903 das Abitur ablegen. Anschließend studierte sie in Erlangen Mathematik (sie war die einzige Studentin der Naturwissenschaften in Erlangen). Emmy promovierte bei Paul Gordon über Invariantentheorie.

Nach ihrer Promotion beschäftigte sie sich stärker mit dem Herausarbeiten abstrakter algebraischer Strukturen. 1915 siedelte sie nach Göttingen über, einem der Zentren der mathematischen Forschung der damaligen Zeit. Obwohl Emmy eine Reihe hervorragender Arbeiten herausgebracht hatte, wurde ihr die Habilitation auf Grund der Habilitationsordnung verweigert, die ausdrücklich nur Männer zuließ. David Hilbert, bei dem Emmy arbeitete, soll Gegnern der Habilitation »mmys gesagt haben, daß er nicht verstünde, warum Frauen die Lehrbefugnis verweigert werden sollte. Schließlich befänden sie sich ja an einer Universität und nicht in einer Badeanstalt. Emmy hielt zwar trotzdem Vorlesungen und Seminare ab, sie wurden aber unter Hilberts Namen angekündigt. Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1919 konnte Emmy sich habilitieren.

1922 wurde Emmy zur nichtbeamteten außerordentlichen Professorin ernannt, jedoch ausdrücklich ohne Besoldung und ohne Änderung ihre rechtlichen Status. 1923 bekam sie dann zwar einen Lehrauftrag für Algebra (mit einer geringen Bezahlung), aber ein Ruf auf eine ordentliche Professur wurde ihr in Deutschland verweigert. In Göttingen veröffentlichte Emmy eine Reihe von Arbeiten, die die Algebra völlig neu gestalteten. Sie hatte auch eine Reihe von Schülern aus aller Welt. Trotz zunehmender Bekanntheit (insgesamt erschienen 37 Publikationen von ihr) konnte sie ihre berufliche Stellung in Göttingen nicht verbessern. Sie erhielt aber zwei Gastprofessuren; 1928/29 in Moskau und 1930 in Frankfurt/Main.

Auf Grund ihres politischen Engagements (sie war zeitweise Mitglied der SPD und eine engagierte Pazifistin) und ihrer jüdischen Herkunft entzogen ihr die Faschisten die Lehrbefugnis. 1933 übernahm sie eine Gastprofessur an einer Frauenhochschule in den USA, dem Bryn-Mawr-College. Sie hielt außerdem Vorlesungen an dem nahegelegenen Institute for Advanced Studies in Princeton. Dort bekam sie endlich die Anerkennung, die ihr in Deutschland versagt blieb. Am 14. April 1935 verstarb Emmy völlig überraschend an den Folgen einer Operation.

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Quellennachweise für die Texte der Datenbank:

  • Der Datensatz von Andrea Moser stellt einen Originalbeitrag für diese Datenbank dar.

  • Die Datensätze von Margarete Maurer sind entnommen aus: Maurer, Margarete: " DIE VERTREIBUNG DER FRAUEN AUS DER WISSENSCHAFTS- UND TECHNIKGESCHICHTE>", erschienen in: Soznat. Blätter für soz.* Aspekte der Naturwissenschaften und des naturwissenschaftlichen Unterrichts, 6.Jg., Heft 3, Juni 1983, S.119-127. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
    Eine vollständige online-Version der der diese Datensätze enthaltenden Analyse von Margarete Maurer finden Sie ebenfalls hier im RLI-Web, unter http://iguwnext.tuwien.ac.at/~rli/Seiten/natwi/vertreibung.htm.

  • Die Datensätze von Cornelia Teller sind entnommen aus Cornelia Teller: MATHEMATIKERINNEN, in: Sabine Berghan u.a. (Hg.): Wider die Natur? Frauen in Naturwissenschaft und Technik, Berlin (Elefanten Press) 1984, S. 258-261. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages. Eine vollständige online-Version der diese Datensätze enthaltenden Analyse von Cornelia Teller finden Sie ebenfalls hier im RLI-Web, unter http://iguwnext.tuwien.ac.at/~rli/natwi/ teller.htm.

  • Die von den obengenannten Autorinnen selbst verwendeten Datenquellen sind in Klammern am Ende des Textabschnittes angegeben oder finden sich im Quellenverzeichnis der obengenannten vollständigen Versionen.

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